Pflegeheime: quo vadis?

Noch ist die Anzahl der Pflegeplätze größer als die Nachfrage. Erste Heimbetreiber melden sogar schon Insolvenz an, zum Beispiel die Diakonie Oldenburg vorläufig für drei Pflegeheime oder die Hansa-Gruppe, immerhin Betreiber von 18 Einrichtungen in Nordwestdeutschland. In beiden Fällen konnte die finanzielle Schieflage zwar ausgeglichen werden, und die Bewohner mussten die Heime nicht verlassen – trotzdem stellt sich die Frage nach der Zukunft von Pflegeeinrichtungen.

Nach der jüngsten Studie des Statistischen Bundesamtes ist die durchschnittliche Belegung deutscher Pflegeheime bereits Ende 2007 auf nur noch 88 Prozent gesunken. Damit eine Einrichtung jedoch wirtschaftlich betrieben werden kann, „müssen rund 91 Prozent der Betten belegt sein“, sagt Ulrich Marseille, Vorstandschef der Marseille-Kliniken.

Trotz der verschärften Situation setzen noch immer einige Investoren auf Sozialimmobilien: Die Kapitalanlagegesellschaft Catella Real Estate hat für ihren neuen Immobilienfonds „Focus Health Care“ dieses Jahr ein neues Pflegeheim in Bremen-Arsten erworben. TMW Pramerica hat einen Spezialfonds über 49 Millionen Euro für institutionelle Investoren aufgelegt, der in fünf Pflegeresidenzen investiert.

„Mittelfristig wird der Markt wieder angekurbelt“, meint Josef Thiel, Geschäftsführer der auf Sozialimmobilien spezialisierten Beratungsgesellschaft Terranus. Die Zahl der älteren Menschen in Deutschland werde in den kommenden Jahrzehnten steigen – und somit auch der Bedarf an Pflegeplätzen.

Bernhard Gräf, Ökonom bei Deutsche Bank Research, sieht die Zukunft der Pflegeeinrichtungen hingegen kritischer: „Durch den medizinisch-technischen Fortschritt könnte die Pflegewahrscheinlichkeit älterer Menschen deutlich sinken. Gleichzeitig wird von der Politik die häusliche Pflege durch ambulante Pflegedienste immer stärker gefördert.“