Pflegegipfel: Interview mit Dr. Döhner

Am 14.02.2011 lud Gesundheitsminister Dr. Rösler Vertreter pflegender Angehöriger zum Pflegegipfel. Dieser fand im Rahmen des Pflegedialogs statt und soll neben weiteren Beratungsrunden zur Vorbereitung der geplanten Pflegereform dienen.

Neben den bereits veröffentlichten Statements von Experten aus der Pflegebranche, hat Das-Pflegeportal eine weitere Vertreterin pflegender Angehöriger befragt, die ebenfalls am Pflegegipfel teilnahm.

Fr. Dr. Hanneli Döhner, Vorstandmitglied von „wir pflegen – Interessenvertretung begleitender Angehörige und Freunde e.V.“ erklärte sich bereit, dem Pflegeportal ein Interview über ihre Eindrücke zu geben.

Frau Dr. Döhner, Sie waren am 14.02.11 eingeladen zum Pflegedialog bei Bundesgesundheitsminister Rösler. Werden pflegende Angehörige nun künftig mehr Unterstützung bekommen?

„Der Minister hat keinerlei Zusagen gemacht.  Es werden Eckpunkte erarbeitet und eine zweite Runde zum Thema pflegende Angehörige wurde angekündigt. Der Minister betonte immer wieder, dass sein Ministerium in vielen Punkten nicht allein entscheiden könne. Es hörte sich nicht so an, alles würde schnell irgendetwas verändert. Also die Antwort auf Ihre Frage: Man weiß es nicht!

Konnten denn in den gerade mal zwei Stunden alle wichtigen Argumente und Vorschläge für eine Verbesserung der Lage von pflegenden Angehörigen angemessen erläutert werden?

Er hat sich die Forderungen der circa 20 Verbände ausführlich angehört, es gab keine wirkliche Diskussion. Über 1,5 Stunden der knappen Zeit nahm die erste Vorstellungsrunde ein. Also von einer angemessenen Erläuterung war keine Rede.“

Welche Forderungen oder Maßnahmen sind für Sie die wichtigsten und welche haben Ihrer Meinung die größte Chance, bei der anstehenden Pflegereform umgesetzt zu werden?

„Ich konnte dem Ministerium die 11 Leitlinien von „wir pflegen“ übergeben, die das breite Spektrum der Forderungen deutlich machen. Alle präventiven Aspekte sollten viel stärker in den Vordergrund gestellt werden, damit die Überlastung gar nicht erst in dem gegebenen Ausmaß entsteht. Hier wären z.B. zu nennen:

  • gute Beratung vor der Pflegeübernahme, damit ein angemessener Pflegemix organisiert werden kann, der den Angehörigen auch Freiräume für sich selbst bewahrt
  • individuell angepasste Information und Beratung begleitend zur Pflege und bei Veränderungen
  • Auszeiten von der Pflege im Tagesrhythmus und über das Jahr
  • finanzielle Sicherung zur Vermeidung von Armut während der Pflegezeit (kein Harzt IV für pflegende Angehörige) aber auch danach (Rentensicherung, Vermögenssicherung)

Der Minister zeigte sich offen für eine gewisse Flexibilität bei den bereits bestehenden Entlastungsangeboten (z.B. Kurzzeitpflege / Verhinderungspflege / Kuren). Hinsichtlich der Forderung nach Erhöhung des Pflegegeldes wurde nur eine klare Aussage gemacht: ein 1:1 Verhältnis von Pflegegeld und Sachleistungen werde es nicht geben. Es bleibt unklar, wie die politische Leitlinie: „ambulant vor stationär“  durch eine Veränderung der Finanzierungsprioritäten realisiert werden soll.“

Das-Pflegeportal bedankt sich bei Frau Dr. Döhner für das Interview. Wir werden Sie auch weiterhin über die Entwicklungen des Pflegedialogs informieren.

Welche Maßnahmen halten Sie für sehr wichtig? Sagen Sie uns Ihre Meinung.