Thema Pflegeheim
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Pflegeheim
Das Thema Pflegeheim ist für viele Angehörige eine schwierige Frage. Sie hatten sich vorgenommen, den betroffenen lieben Menschen nach besten Kräften zu unterstützen, um ihm so lang wie möglich ein Leben in den gewohnten eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
Doch häufig können sie bei fortschreitendem Krankheitsverlauf trotz Unterstützung ambulanter Dienste die Hilfe nicht mehr in dem Maße leisten, wie sie sich selbst wünschen. Dann stellt sich die Frage, ob man den Betroffenen nicht doch in einem Heim unterbringen sollte.
Manche empfinden das als persönliches Versagen und machen sich Vorwürfe. Dabei gibt es dafür keinen Grund: im Gegenteil, die teilweise schmerzhafte Auseinandersetzung mit dem Thema Pflegeheim zeigt doch nur, dass man alle anderen Möglichkeiten durchdacht, ja vielleicht sogar probiert hat umzusetzen. So ist die Unterbringung in einem Pflegeheim keine beschämende „Ultima Ratio“, sondern die konsequente, notwendige Fortführung der Pflege in Heimen, die speziell dafür eingerichtet und entsprechend ausgestattet sind.
Die folgenden Fragen sollen helfen, die Notwendigkeit einer Unterbringung in einem Pflegeheim zu erkennen:
Ist die betroffene Person noch sicher?
Viele Patienten, z. B. mit Altersdemenz oder Alzheimer, wandern unkontrolliert umher oder verlassen ohne Aufsicht das Haus. Dabei können sie sich verirren oder verletzen.
Behält die betroffene Person ihre Würde?
Viele Angehörige schämen sich, wenn sich die erkrankte Person durch Inkontinenz fortwährend einnässt oder einkotet. Häufig isolieren sie deshalb die Betroffenen von der Außenwelt. Sollte man ihnen dann nicht einen sozialen Umgang mit anderen bei gleichzeitiger professioneller Betreuung ermöglichen?
Inwieweit sind die Angehörigen überfordert?
Viele Angehörige können auch mit der Unterstützung ambulanter Pflegedienste nicht alle nötigen Tätigkeiten und Hilfestellungen ausführen. Die täglichen Verrichtungen wie Baden oder Toilettengang führen sie an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit. Manche kündigen ihre Arbeitsstelle, um mehr Zeit zu haben. Damit stehen dann aber weniger finanzielle Mittel zur Verfügung. Inwieweit lassen sich Zeit und Aufwand noch rechtfertigen, wenn der Betroffene in einem Pflegeheim professionelle Hilfe in Anspruch nehmen kann?
Diese Überlegungen können zu der Einsicht führen, dass die Unterbringung in einem Pflegeheim für alle Betroffenen die beste Lösung darstellt. Dann sollte man sich über die verschiedenen Pflegeheime und deren Konzepte informieren. Ein Besuch der Einrichtung und Gespräche mit dem Personal können helfen, das am besten geeignete Pflegeheim zu finden und seinen Entschluss zu festigen. Bei der endgültigen Wahl des Pflegeheims sollte man folgende Punkte in Betracht ziehen:
Wie ist die allgemeine Atmosphäre im Haus?
Gefallen Ihnen und dem Betroffenen der Bau und die Einrichtung des Heimes? Kann man vielleicht eigene Möbel mitbringen? Gibt es einen geschlossenen oder beaufsichtigten Garten, in dem sich die Bewohner selbständig bewegen können? Gibt es behagliche Aufenthaltsräume oder Cafés?
Welchen Eindruck macht das Personal?
Gehen die Pflegekräfte liebevoll mit den Bewohnern um? Treten sie selbständig an die Bewohner heran oder reagieren sie nur auf Klingeln? Nehmen sie die Anregungen, Erfahrungen und Wünsche der Angehörigen auf oder handeln sie eher nach „Schema F“? Geben sie auf Wunsch Auskunft über die individuelle Betreuung?
Welche Versorgung ist gewährleistet?
Welche Beschäftigungsmöglichkeiten stehen den Bewohnern zur Verfügung? Gibt es einen abwechslungsreichen Speiseplan? Können die Bewohner aus mehreren Speisen auswählen und ggf. auch auf Wünsche und Vorlieben äußern? Welche medizinische Versorgung steht zur Verfügung? Wird der bisherige Heimarzt in die Betreuung eingebunden? Gibt es Krankengymnastik? Gibt es eine offene und eine geschlossene Abteilung, damit einzelne Bewohner auch bei fortschreitender Krankheit in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können? Wie viele Bewohner betreut eine Pflegekraft?
Anhand dieser Fragen können Angehörige je nach individuellem Bedarf und der Möglichkeiten das passende Angebot herausfinden. Dann ist die Unterbringung in einem Pflegeheim alles andere als ein Scheitern der Angehörigen oder eine Zumutung für den Betroffenen. Sondern die bestmögliche Voraussetzung für einen unbeschwerten, würdevollen Lebensabend.