Debatte um Zivildienstdauer

Wie lang soll ein Zivildienst dauern? Und wann muss sich ein Bewerber auf eine Zivildienststelle entscheiden, wie lang er diesen Job machen will? Um diese Frage ist eine öffentliche Diskussion entbrannt, nachdem Wehr- und Zivildienst von neun auf sechs Monate verkürzt werden.

Einen Zivildienstleistenden nur sechs Monate zu beschäftigen ergibt nämlich für viele Wohlfahrtsverbände kaum einen Sinn, klagten deren Vertreter. Entsprechend baute die Politik eine „freiwillige Verlängerungsmöglichkeit“ in ihren Gesetzentwurf ein. Statt sechs könne man sich auch freiwillig für zwölf Monate verpflichten. Diese Regelung wurde jetzt jedoch zum Zankapfel.

Zum Beispiel stellt sich die Frage, zu welchem Zeitpunkt sich ein Bewerber auf eine Stelle festlegen muss, für wie lange er sich bindet. Auf Vorschlag der FDP muss sich ein Bewerber erst zwei Monate nach Dienstantritt entscheiden, für Gwendolyn Stilling, Sprecherin des Paritätischen Gesamtverbands, ist diese Regelung „alltagsfern“. Sie geht davon aus, dass die Träger schon beim Vorstellungsgespräch eine Entscheidung fordern.

Das aber erregt den Widerstand der Opposition. Für Kai Gehring, Sozialpolitiker der Grünen, wäre dieses Verfahren eine „Verlängerung des Zivildienstes durch die Hintertür“. Denn kaum ein Träger würde wohl einen Bewerber einstellen, der nur sechs Monate bleiben wolle, wenn ein anderer zwölf Monate anbietet. Kommt ein Anwärter aber nicht auf eigene Faust unter, wird ihm eine Stelle zugewiesen, die womöglich unattraktiv und fern der Heimat ist. Bei attraktiven Stellen könnte es mit der „Freiwilligkeit“ der Verlängerung also schnell vorbei sein.

Dann wäre das Gesetz möglicherweise sogar verfassungswidrig, soll sich der Zivildienst laut Grundgesetz doch eng am Wehrdienst ausrichten. Auch stellt sich die Frage, was passiert, wenn ein Bewerber beim Vorstellungsgespräch bei der Frage nach der geplanten Dauer einfach gelogen hat, um die Stelle zu bekommen. Die offenen Fragen wundern Gwendolyn Stilling nicht: „Das ist halt ein politischer Kompromiss.“