Beruf und private Pflege – geht das?

Viele Menschen möchten ihren Angehörigen im Alter beistehen und sie pflegen. Doch genauso wie bei der Kindererziehung lässt sich das nicht immer so leicht mit dem Beruf vereinbaren.

Derzeit können sich Arbeitnehmer bei einem akuten Pflegefall bis zu zehn Tage freinehmen, in schweren Fällen bei entsprechender Vorausplanung auch bis zu sechs Monaten, ohne dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Diese Regelung gilt aber erst für Unternehmen ab 15 Mitarbeitern, außerdem ist die Pflegezeit unbezahlt.

Angesichts der Alterung der Gesellschaft und zunehmender Pflegefälle dachte die Regierung an eine neue Regelung: Ab 2011 sollten Arbeitnehmer ihre Arbeitszeiten flexibler mit einer privaten Pflegetätigkeit vereinbaren können. Familienministerin Kristina Schröder plante dazu ein Gesetz, wonach man seine Arbeitszeit bis zu zwei Jahre lang auf die Hälfte reduzieren kann, aber weiterhin 75 Prozent seines Gehalts bezieht. Arbeitet man anschließend wieder in Vollzeit, bekommt man dennoch weiterhin nur 75 Prozent Gehalt – bis das Konto wieder ausgeglichen ist. Doch diese Regelung fiel inzwischen dem Sparpaket der Regierung zum Opfer.

Die Privatwirtschaft hat derweil schon längst eigene Modelle entwickelt, wie sie ihre Mitarbeiter weiter an sich binden und ihnen dennoch im Fall der Fälle die Pflege eines Angehörigen ermöglichen kann. Die Hertie-Stiftung hat im Juni 2010 rund 300 Unternehmen für deren familienfreundliche Personalpolitik zertifiziert.

Unter den ausgezeichneten Firmen finden sich große Konzerne ebenso wie kleine Mittelständler. Sie haben verschiedene Modelle ausgetüftelt. Köhlers Plan eines Arbeitszeitkontos zum Beispiel ist in vielen Betrieben längst Wirklichkeit. Bei Daimler können sich Artbeitnehmer bis zu zwölf Monate freistellen lassen. Ebenso bei der Ergo-Versicherungsgruppe – hier gibt es sogar ein Teilgehalt, das hinterher wieder ausgeglichen wird. Beim Stahlbauer Anton Schönberger gibt es ein unbegrenztes Arbeitszeitkonto, auf dem sich Überstunden oder Urlaub beliebig ansammeln und im Bedarfsfall einsetzen lassen.

Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport will ein anderes Modell erproben. Wie in Skandinavien längst üblich, wollen die Hessen auch in Deutschland eine Senioren-Tagesstätte aufbauen. Ähnlich wie bei Kindertagesstätten können Arbeitnehmer dort ihre Angehörigen in Obhut geben, die Senioren werden betreut und verköstigt. Schon 2011 will Fraport die Tagesstätte eröffnen.

Das Engagement der Firmen entspringt nicht nur reiner Menschlichkeit, dahinter steckt auch unternehmerisches Kalkül. Denn so können qualifizierte Fachkräfte gehalten werden, die überdies weiter im Kontakt zu den neuen Entwicklungen ihres Fachgebiets stehen. Die Motivation, so zeigen zahlreiche Untersuchungen, steigt, die Fluktuation der Mitarbeiter nimmt ab. Ein Gewinn für alle Beteiligten.

Eine Meinung von Lesern zu diesem Artikel


  1. Sehr geehrte Damen, Herren und sonstige Interessenten,

    zu dem Thema „SENTA“ entsteht bereits ein Handbuch, das die wesentlichen Grundlagen (rechtliche Voraussetzungen, Ermittlung des Bedarfes, Berechnung der Entgelte – Pflegesätze, Vorteile für das Unternehmen, die Angehörigen, den Nutzer usw.) enthält.
    Bitte wenden Sie sich an mich per Email, Post oder Telefon: Schwerinstr. 4, 50733 Köln, Tel. 01727348358).
    Mit freundlichen Grüßen
    Hans-Dieter Falkenberg