Konkrete Maßnahmen gegen Fachkräftemangel in der Pflege

Nicht länger angesagt ist es zu jammern und zu unken und die schlimmsten Befürchtungen an die Wand zu malen oder wie Gesundheitsminister Rösler Vorschläge im kosmetischen Bereich zu offerieren: „Wir müssen den Pflegeberuf attraktiver machen“. Das alles bringt bisher nicht eine einzige Fachkraft mehr in die Pflege.

Da fasst in der Vorweihnachtszeit und nach den Horrorprognosen der Barmer Ersatzkasse (jede zweite Frau und jeder dritte Mann wird im Alter dement) der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) in vier Punkten einmal zusammen, was auch nicht unbedingt neu ist, aber wenigstens übersichtlich, realistisch und konkret:

  • die Ausbildungsplätze in der Pflege müssen erhöht werden, Pflegeunternehmen müssen sich hier endlich mehr engagieren. Ausbildungspools zur Unterstützung der aubildenden Betriebe, in die alle Pflegeanbieter einzahlen könnten dafür geschaffen werden – Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz gehen hier bereits mit guten Beispiel voran.
  • Bessere Arbeitsbedingungen und verlässlichere Arbeitszeiten, Angebote wie Kinderbetreuung sorgen dafür, dass auch jüngere Menschen sich für einen Pflegeberuf entscheiden.
  • Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf muss viel stärker gefördert werden: Ein erster Schritt ist die Einführung Pflegezeit. Pflegende Angehörigen und ehrenamtlich Enagierte gehören besser geschult und unterstützt, denn noch immer leisten die Familien den überwiegenden Teil der Pflegearbeit (rund 70%).
  • Die zwischen den Trägern der Pflegeeinrichtungen und den Pflegekassen vereinbarten Vergütungen müssen leistungsgerecht sein und es den Pflegeeinrichtungen ermöglichen, ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen. Dabei soll darauf geachtet werden, dass die vereinbarten Vergütungen für eine angemessene Entlohnung des Personals genutzt werden und Löhne nicht zugunsten einer einseitigen Gewinnorientierung reduziert werden.

Mit diesem letzten Punkt schießt der GKV in Richtung Investoren, die vom Zukunftsmarkt Pflege noch jede Menge erwarten.

Das-Pflegeportal findet solche Stellungnahmen gut und wünscht sich noch mehr davon. Was meinen Sie dazu? Haben Sie auch genug vom ewigen Lamento und noch weitere konkrete Vorschläge?

3 Meinungen von Lesern zu diesem Artikel


  1. Richtig, durch jammern kann ich auf eine problematische Situation aufmerksam machen, ändert sicherlich nichts an der Situation selbst. Lösungsvorschläge haben da schon eine andere Energie. Interessant finde ich, die Feststellung, dass an der Problematik oder besser Herausforderung überhaupt nichts neu ist! Was aber in diesen 4 Punkten neu ist und das macht mir Hoffnung, dass die Diskussion in die (nach meiner Einschätzung) richtige Richtung geht, sind für mich 2 Punkte, der Rest, ich nenne es mal Rahmenbedingungen sind gut und wichtig. Zwei Argumente wurden aber bis jetzt nur ganz zaghaft und leise verwendet und das sind: ehrenamtlich Engagierte gehören besser geschult und unterstützt, denn noch immer leisten die Familien den überwiegenden Teil der Pflegearbeit (rund 70%).
    Ergänzung von mir: Ehrenamt gebührt mehr Wertschätzung, Anerkennung der Tätigkeit, denn es geht nur wenn Ehrenamt sinnvoll mit „professioneller Pflege“ verzahnt wird. Der zweite Punkt ist für mich der Entscheidende und zwar: Dabei soll darauf geachtet werden, dass die vereinbarten Vergütungen für eine angemessene Entlohnung des Personals genutzt werden und Löhne nicht zugunsten einer einseitigen Gewinnorientierung reduziert werden.
    Nach meinen Beobachtungen, wurden bisher alle Vorschläge so angelegt, dass die Gewinnorientierung, verdeckt durch die Hintertür doch erreicht wird und in einem schleichenden Prozess das Personal in der Folge doch wieder dort landet, wo es jetzt steht.
    Gewinnorientierung gehört in meinen Augen NICHT in den Bereich Pflege, wenn dieser Begriff erfolgreich aus den Köpfen der „Entscheidungsträger“ verbannt ist, hat die Pflege in Zukunft eine Chance!
    Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass GKV dieses so Formuliert hat, so können wir zukünftige Verhandlungen unter diesem Aspekt betrachten. Ich denke, dass die herausfordernden Themen der Zukunft sind: Menschenwürde nimmt immer die zentrale Position ein. Sinnvolle Verzahnung von Ehrenamt, Ausweitung der Schulung von ALLEN am Pflegeprozess beteiligten Personen Quartierskonzepte, die Pflege und Betreuung in der Häuslichkeit ermöglichen.
    Michael Becker
    Sozialberater in der Altenhilfe mit Schwerpunkt Demenzerkrankungen
    Sozialberatung-demenz.de

  2. Vielen Dank für die Reaktionen auf meine Meinung. Sicher habe ich in einem einzigen Punkt etwas überzogen, so wurde aber das deutlich, was mir wichtig war. Natürlich gehört die Gewinnorientierung (in angemessener Form) in den Bereich Pflege. In angemessener Form, damit meine ich, dass es schon einen Unterschied zwischen einem Gewinn zwischen 6 und 7 % Punkten und einem Gewinn von 2% Punkten gibt. Beim ersten spreche ich von der Gewinnmaximierung und das verträgt sich in meinen Augen nicht mit der Pflege und Betreuung von MENSCHEN!
    Michael Becker
    Sozialberater in der Altenhilfe mit dem Schwerpunkt Demenzerkrankungen
    Sozialberatung-demenz.de

  3. Finde ich super – nicht mehr jammern sondern handeln!
    Alle genannten Punkte lassen sich, meines Erachtens nach, auf andere Bereiche übertragen in denen Fachkräftemangel herrscht.
    Noch eine kleine Ergänzung:
    Habe einen Thementag zum Fachkräftemangel entdeckt, der am 5.12.2012 stattfindet – Teilnahme kostenlos.
    Thementag Fachkräftemangel
    Da wird das Thema dann in unterschiedlichen Formaten von den Experten diskutiert. Auch eine Gelegenheit, noch mal eben diesen Fragen zu stellen und nach Strategien zu fragen!